Ein komplexes Gelenk, das besondere Kenntnisse erfordert
Funktion des Ellenbogens
Der Ellenbogen ist auf Grund seiner Kraftübertragung von der Schulter zur Hand in einer Schlüsselposition. Hier werden Kräfte mechanisch umgelenkt, was punktuell zu hohen Spitzenbelastungen führt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Ellenbogen eine immer größere Bedeutung in der Therapie von Überlastungs-und Fehlbelastungssyndromen spielt.
Häufig behandelte Erkrankungen und Verletzungen
1. Tennisarm/Golferarm (auch als Tennis-Ellenbogen oder Golfer-Ellenbogen bezeichnet)
2. Ellenbogengelenkarthrose
3. Freie Gelenkkörper
4. Frakturen und Frakturfolgen
5. Instabilitäten nach Trauma
6. Instabilitäten beim Sportler
1. Tennis-Arm/Golfer-Arm (trifft nicht nur Sportler)
Tatsächlich sind Tennisspieler von diesem Krankheitsbild eher selten betroffen. Mit Tennisellenbogen oder Tennisarm wird umgangssprachlich ein Schmerzsyndrom des äußeren Ellenbogens beschrieben, das medizinisch als Epicondylitis (besser : Epicondylopathie) humeri radialis bezeichnet wird.
Die Wahrscheinlichkeit die Erkrankung zu erleiden beträgt ca.2%, sie tritt jedoch am Häufigsten im Alter zwischen 35 und 50 Jahren auf. Beim Tennisellenbogen handelt es sich um eine Reizung der Unterarmstreckmuskulatur am äußeren Ellenbogen, die durch Über-oder Fehlbelastung ausgelöst wird.
Ursachen und Beschwerden
Am Anfang steht entweder eine Überlastung der Handgelenkstreckmuskulatur am äußeren Ellenbogen-meist beim untrainierten Sportler oder bei ungewohnter exzessiver Belastung (z.B. Streichen der Wohnung). Möglich ist aber auch eine Fehlbelastung über längeren Zeitraum. Hierzu gehört auch das weite Feld der Fehlhaltungen ( Mausarm, Handyarm, PC-Arbeit, Fließbandtätigkeit). Ein wissenschaftlich gesicherter Entstehungsmechanismus ist jedoch nicht beschrieben.
Die Schmerzen am äußeren Ellenbogen werden durch entzündliche Umbauvorgänge der überlasteten Unterarmstrecker ausgelöst. Insbesondere sind also Streckbewegungen des Handgelenkes und der Finger schmerzhaft, im Extremfall kann ein Tasse Kaffee nicht mehr angehoben werden.
Diagnose
Ein versierter Untersucher kann die Diagnose relativ zügig und sicher stellen , da ein typischer Druckschmerz am Streckmuskelursprung und bei Muskelanspannung ausgelöst werden kann. Natürlich ist eine gründliche Untersuchung zum Ausschluß anderer Schmerzauslöser für eine erfolgreiche Therapie notwendig (s.Bild freier Gelenkköper). Röntgenuntersuchungen sind nur in wenigen Fällen schon bei Krankheitsbeginn notwendig.
Therapie
Die Erkrankung ist "gutmütig" da sie eine hohe Heilungsrate aufweist, aber! - mitunter langwierig. Daher gilt: Ruhe bewahren! Nur bei wenigen Patienten tritt ein chronischer Verlauf ein. Also, was tun?
-Zunächst sollten Auslöser vermieden werden (z.B. Arbeitsplatz ergonomisch gestalten, Dehnübungen in den Pausen, Schlagtechnik beim Tennis verbessern).
-zur Schmerzstillung können im Akutstadium lokale Kühlung angewandt werden, auch Einnahme oder Salbenanwendung von Entzündungshemmern helfen.
-bei starken Schmerzen ist auch eine Kortisoninfiltration und/oder Gipsruhigstellung denkbar.
-Bandagen oder Kinesiotape werden häufig als hilfreich beschrieben.
Bestehen die Bescherden länger als 6 Wochen, sind Wärmeanwendungen und Bindegewebsmassagen ggf. auch manuelle Therapie hilfreich.
-eine Vielzahl physikalischer Maßnahmen wie Ultraschall, Laser, Stoßwelle... können zur Heilung beitragen und sollten erwogen werden, wenn die Erkrankung chronisch zu werden droht.
-Wirksam sind auch Injektionen mit Botulinumtoxin und Thrombozytenreiches Plasma.
Operation
Bevor operative Maßnahmen erwogen werden, sollten Röntgenbilder angefertigt oder eine Kernspintomographie erfolgen. Es wird allgemein empfohlen erst nach 6 Monaten und erfolgloser konservativer Therapie operativ tätig zu werden, oder aber nach 3 Monaten bei drohendem Arbeitsplatzverlust. Mit einer Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit nach Operation ist nach 6-12 Wochen zu rechnen.
Neue arthroskopiche Verfahren sind schonender und führen schneller zur Rehabilitation.
2. Ellenbogenarthrose
Als Folge chronischer Überlastung oder Instabilität kann es zum Verschleiß des Gelenkes kommen (Arthrose). Die dabei chronisch wiederauftretenden Entzündungsmechanismen führen häufig zu knöchernen Anbauten oder Verkalkungen.
Therapie:
In vielen dieser Fälle ist es möglich solche Anbauten oder Verkalkungen durch Schlüssellochoperationen zu entfernen (Arthroskopie).
3. Verkalkungen im Gelenk
Die selben chronischen Überlastungen können zu Verkalkungen im Gelenk führen. Ein solcher Befund erinnert an eine Perle in einer Auster. In diesem Fall können die freien Gelenkkörper jedoch bei Bewegungen einklemmen und zu einer schmerzhaften Bewegungsblockade führen. Sie werden in aller Regel arthroskopisch mittels Schlüsselloch-OP entfernt.
4. Frakturen/Frakturfolgen
Hier ist das Ausmaß und die Schwere der Verletzung erfahrungsgemäß individuell unterschiedlich. Häufig sind Röntgenverlaufskontrollen und ggf. auch CT oder Kernspinaufnahmen notwendig. Die Diagnostik und Therapie erfordert unsere spezialisierten Kenntnisse der Ellenbogentraumatologie.
5. Instabilitäten nach Trauma
In besonderen Fällen kommt es nach einem Trauma nicht (nur) zu Frakturen, sondern zu einer Ruptur der gelenkstabilisierenden Bandstrukturen. Das Gelenk ist dann bei Belastung instabil und schmerzt oder kann ganz einfach nicht mehr belastet werden. Liegt eine besonders schwere Instabilität vor, oder kann das Gelenk nach physiotherapeutischer Kräftigungstherapie nicht stabilisiert werden, ist eine operative Stabilisierung mittels Bandersatzoperation (ähnlich Kreuzband-OP am Knie) notwendig.
6. Instabilitäten beim Sportler (z.B. Werferellenbogen)
Hierbei handelt es um Instabilitäten, die nicht durch ein einziges Trauma, sondern durch jahrelange Überlastung und Mikrotraumen entstanden sind. Am bekanntesten ist der s.g. "Pitcherelbow", wie er bei Baseballspielern vorkommt. In Europa sind häufiger Handballer, Speerwerfer, Diskuswerfer betroffen.
Die Behandlung ist zunächst konservativ. Sollte durch Physiotherapie keine wesentliche Besserung eintreten, kann auch in diesem Fall eine operative Stabilisierung durchgeführt werden.